Familientraining nach Dr. T. Gordon

eltern-streit-fotolia 38342721Das Gordon Familientraining geht auf Dr. Thomas Gordon zurück. Er ist Psychologe und Psychotherapeut in den USA. Am Beginn seiner Tätigkeit war er ein Mitarbeiter seines Lehrers Carl R. Rogers, des Begründers der Klientenzentrierten Psychotherapie. Während Rogers als Therapeut tätig war, entwickelte Thomas Gordon ein Modell zur Gestaltung tragfähiger, belastbarer menschlicher Beziehungen als eine Art Präventionsprogramm. Er fand wichtige Grundsätze, die imstande sind, aus Beziehungen gelungene Beziehungen zu machen. Gordon beschrieb sein Modell im Buch „Die Familienkonferenz " (1970). Da es bei diesen Grundsätzen um konkretes Verhalten von Eltern ihren Kindern gegenüber geht, entwickelte er aus diesem Modell ein Training, eine Art Übungseinheit zum Buch „Familienkonferenz" . Diese Grundsätze verstehen zu lernen und danach zu handeln ist der Inhalt der Seminare im Gordon Training.

 

Programm des Gordon Familientrainings

Im Gordon Familientraining erlernen Eltern Fertigkeiten, die sie in ihrer Familie und im Kontakt mit anderen Menschen anwenden können. Es bietet nützliche und hilfreiche Verhaltensweisen für das Zusammenleben zwischen Eltern und Kindern sowie Partnern an, ist aber kein Therapieprogramm.

Das Erlernen und nachfolgende Einüben von Fertigkeiten soll Eltern befähigen, ihre Rolle mit mehr Sicherheit und Verantwortung wahrzunehmen und ein Zusammenleben mit Kindern und Partnern zu gestalten, das ihren Bedürfnissen und Wertvorstellungen und denen der Kinder sowie den Anforderungen der Umwelt in einer partnerschaftlichen Art und Weise gerecht wird und dem Gebrauch von Gewalt entgegenwirkt. Dabei wird auf die Altersstufen nach Bedarf der Zielgruppe eingegangen. Da Beziehung in jeder Altersstufe den zentralen Punkt der Erziehung ausmacht, werden Eltern auf die besonderen Ansprüche der verschiedenen Altersstufen vorbereitet, auch wenn ihre Kinder noch nicht im betreffenden Alter sind.

 

Die eigene Elternrolle verstehen

Menschen werden Eltern auf Grund der Tatsache, dass sie für ein Kind Verantwortung übernehmen. Für die körperlichen und gesundheitlichen Aspekte der Erziehung wird ihnen Unterstützung angeboten, für die Erziehung zur Person und Persönlichkeit müssen Eltern selbst sorgen. Es bleibt jeder Elternpersönlichkeit selbst überlassen, ob und wie viel sie sich mit der Erziehung auseinandersetzt. Gesellschaftlicher Druck und Erwartungen verunsichern Eltern oft persönlich in einem Maße, dass sie sich eher auf die von der Gesellschaft kommunizierten Erwartungen an die Elternrolle zurückziehen und ihre eigene Persönlichkeit und Person in den Hintergrund stellen. Kinder sind in ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung auf der Suche nach persönlichen Lebensentwürfen – nach Modellen, wie Personen mit den Dingen des Lebens zurechtkommen. Sie sind so auf der Suche nach den Personen, die hinter der Elternrolle stehen. Damit entpuppen sich einige Mythen der Elternschaft als Behinderungen der Beziehungen zwischen Eltern und Kindern: etwa, dass Eltern ihre Kinder immer lieben müssen. Oder dass Eltern ihren Kindern gegenüber immer konsequent sein müssen, oder dass Eltern Kindern gegenüber eine gemeinsame Front bilden sollten. Als Menschen sind Eltern und auch Kinder nicht immer in der gleichen Stimmung und Verfassung. Sie halten manchmal mehr aus, manchmal weniger. Das ist in Wahrheit das Gesicht, mit denen sie Kindern begegnen. Es verfälscht die Beziehung zum Kind, wenn sie dem Kind mit Masken begegnen – mit Geduld, wenn sie keine Geduld haben, mit vorgetäuschter Zuneigung, wenn sie sie nicht empfinden.

Eltern finden im Gordon Training die Möglichkeit vor, ihre persönliche Rolle des Elternseins zu reflektieren und zu entwickeln.

 

Aufbau einer guten Beziehung

Familien sind wichtig; Eltern sind wichtig; Kinder sind wichtig; Beziehungen sind wichtig. Zur erfolgreichen Bewältigung des Lebens gehört für den Menschen nicht nur das Vorhandensein von Ressourcen zum körperlichen Überleben und zur existentiellen Sicherheit, sondern auch die Erfahrung von gelungenen Beziehungen. Damit Beziehungen gelingen, müssen Menschen in einer besonderen Art miteinander handeln. Diese Handlungen sollen so gerichtet sein, dass Offenheit und Ehrlichkeit zwischen den Personen möglich ist und dadurch Sicherheit und Vertrauen ineinander wachsen.
Offenheit und Ehrlichkeit durch Ich-Botschaften

Ein einfacher Weg, mehr Offenheit und Ehrlichkeit in einer Beziehung zu erreichen, ist, wenn jeder von sich erzählt. Menschen, die von sich reden, sind einerseits leichter verständlich, andererseits verstehen sie sich auch selbst besser. Sie nehmen sich besser wahr, weil sie ihre Aufmerksamkeit darauf richten, wie sie selbst die Ereignisse des Lebens erleben. Wenn sie diese eigenen Erfahrungen erzählen, sind sie imstande, sich ausreichend dem Anderen gegenüber darzustellen. Kinder tragen ihr Herz ohnedies auf den Lippen, sie müssen es aus verschiedenen Gründen im Laufe ihres Erwachsenwerdens verlernen. Der Einsatz der Ich-Sprache in einer Beziehung ist gleichzusetzen einer Einzahlung auf ein Beziehungskonto, von dem in einer Situation, wenn es gebraucht wird, abgebucht werden kann, ohne dass man ins Minus rutscht.

 

Sicherheit und Vertrauen durch klares Handeln

Eltern sind in der Beziehung zu den Kindern diejenigen mit der größeren Lebenserfahrung. In gewisser Weise stehen sie in vielen Lebenssituationen, die die Kinder betreffen, über den Dingen. In der Regel wissen sie auch, was in welcher Situation zu tun ist. Für die rein praktischen, überlebenstechnischen Dinge gilt das mit großer Wahrscheinlichkeit. Für die persönlichen und gefühlsmäßigen Dinge des Lebens ist es schon viel schwieriger, in jeder Situation angemessen zu handeln.

Thomas Gordon hilft den Eltern mit der Vorstellung des Verhaltensfensters, durch das Eltern die Verhaltensweisen ihrer Kinder betrachten. Einige der Verhaltensweisen werden für Eltern annehmbar sein, andere nicht. Diese Feststellung, die der Elternteil trifft, ist auch der Wegweiser zur angemessenen Reaktion des Elternteils. Wenn das Verhalten für den Elternteil nicht annehmbar ist, wird er sich darum sorgen, dass das Verhalten so verändert wird, dass es annehmbar wird. Ist das Verhalten aber annehmbar, so braucht der Elternteil nichts für sein eigenes Wohlergehen zu tun. Es genügt vollends, wenn er für Situationen, in denen ein Kind ein Problem hat, als Helfer zur Verfügung steht, wenn seine Hilfe gebraucht wird. Das schützt den Elternteil davor, Probleme zu bearbeiten, die nicht seine sind, und das Kind davor, dass Eltern sich in seine Problemlösungen einmischen. Auf diesem Wege lernen alle Beteiligten, dass ein Problem zu haben etwas natürliches ist und dass der Weg aus dem Problem heraus die Problemlösung ist, an deren Ende die Problemfreiheit steht.

Dem Kind helfen, seine Probleme zu lösen

Eltern finden sich oft in einer Situation wieder, dass Kinder zu verstehen geben, sie hätten ein Problem. Die meisten dieser Botschaften kommen verschlüsselt über Anklagen über Andere, über Beschuldigungen, Gefühlsausbrüche, Selbstvorwürfe und Ähnliches. Hilfreiches Verhalten von Eltern kann darin bestehen, dass sie aus den Botschaften der Kinder mehr hören, als mit Worten gesagt wird. In dieser Weise verstehen sie die Kinder und zeigen es ihnen, indem sie ihnen "aktiv zuhören" ;. Dadurch werden Kinder befähigt, Probleme zu erkennen, zu benennen und dem Alter und der Entwicklung des Kindes entsprechend selbstverantwortlich zu lösen.
Das Kind veranlassen, sein Verhalten zu ändern

Manchmal verhalten sich Kinder so, wie es Eltern nicht wünschen. In diesem Fall ist es für Eltern entscheidend wichtig, wie sie diesen Sachverhalt den Kindern übermitteln, sodass nicht augenblicklich Widerstand entsteht. Das Kind soll eine Chance erhalten, sein Verhalten in ein annehmbares zu ändern. Der Hinweis des Elternteils sollte ihm eine Chance dazu geben. Die "konfrontierende Ich-Botschaft" ; ist im Gordon Training die Methode, dies zu erreichen. Sollte das Kind trotzdem Widerstand leisten, ist diese Streitsituation dennoch möglicherweise erfolgreich zu führen, wenn der Elternteil bereit ist zu akzeptieren, dass das Kind Widerstand leisten darf. Er wird dem Widerstand aktiv zuhören und durch den Prozess des "Umschaltens" ; zu einem für ihn annehmbaren Ergebnis kommen.

Mit dem Kind Konflikte lösen

Sollte ein deutliches Bedürfnis des Kindes einer Lösung entgegenstehen, muss der Elternteil mit dem Kind den Konflikt lösen. Dabei ist es wichtig, dass die Bedürfnisse von Elternteil und Kind als grundsätzlich gleichwertig anerkannt werden. Nur so kann gemeinsam eine befriedigende Lösung des Problems gefunden werden. Wenn Bedürfnisse gleichwertig sind, verzichtet jeder der Beteiligten auf die Ausübung von Macht. Die Problemlösung mit der "niederlagelosen Methode" hilft zu einer für beide akzeptablen Lösung zu kommen.

Vermitteln, wenn Kinder streiten

Wenn Kinder streiten, versuchen sie oft, einen Elternteil für die Durchsetzung ihrer Bedürfnisse zu bemühen. Das führt zu Parteilichkeit und weiterem Zwist. Als „Mediator " kann der Elternteil seine Wirkung viel besser zum Einsatz bringen, indem er den Kindern hilft, ihr Problem miteinander auf partnerschaftliche Art und Weise zu lösen.

Mit Wertvorstellungen umgehen

Kinder erziehen heißt auch Einfluss nehmen auf Wertvorstellungen des Kindes bezüglich seiner Lebensführung (Kleidung, Freizeitgestaltung, Schulaufgaben, Schulbesuch, Freundeskreis, Sexualität, Rauchen, Alkohol...), ohne es zu demütigen, abzuwerten oder Macht auszuüben. Das Gordon Familientraining gibt den Eltern Hinweise, wie sie wirksam diesen Einfluss ausüben können, ohne zu manipulieren und ohne Tricks anzuwenden. Der Gleichklang von Haltungen in einer Familie gibt den Mitgliedern das Gefühl, dazuzugehören und ein Teil des Ganzen zu sein.

 

Aufbau der Gordon Familientrainings

Das Gordon Familientraining ist so aufgebaut, dass Teilnehmer zu diesen Inhalten praktische Verhaltensweisen erlernen. Sie können diese in der Lerngruppe kennen lernen und selbst ausprobieren. Die Übungen werden mit Informationsblöcken durch den Trainer und Diskussionen in der Lerngruppe eingeleitet, und durch Rollenspiele, Kleingruppenarbeit und Erfahrungsaustausch ergänzt. Jedem Teilnehmer stehen ausführliche Seminarunterlagen – Übungsbuch, Lehrspiele auch für zu Hause, Problemlösungshilfen – zur Verfügung, die ein leichteres Behalten der gelernten Inhalte und Methoden ermöglichen.

Dauer des Seminars

Das Seminar dauert 30 Seminarstunden. Die lange Seminardauer erfordert die Organisation des Lernprogramms in mehreren Seminarteilen. Die Seminarteile sind so angeordnet, dass den Lernerfahrungen in der Lerngruppe Möglichkeiten der Erprobung in der eigenen Lebensumwelt (Familie) folgen. Mit den Erfahrungen aus den konkreten Beziehungen werden die Techniken im darauffolgenden Seminarteil verbessert und notfalls auch korrigiert. Die Seminare finden an Abenden (10 Abenden) oder Wochenenden (3 Wochenenden à 10 Stunden) statt.

Botermann Ergotherapie und Kunsttherapie • Bergstraße 10 • 31655 Stadthagen
Telefon: 05721-1504 • Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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